„El
Pan Alegre / Das Fröhliche Brot“
Projektkonzept zur Grundversorgung mit
Energie und Nahrung im
lokal-regionalen Kreislauf am Beispiel des
„Täglichen Brotes“
Biogas
Sie stinken weltweit
zum Himmel: die organischen
Haushaltsabfälle. Immer noch verrotten sie
überwiegend auf Müllhalden, einfach am
Straßenrand oder an Flussufern. Das schädigt nicht
nur Boden, Wasser und Ozonschicht, sondern ist noch dazu eine enorme
Verschwendung, sind doch die organischen Reste des Essens und seiner
Vorbereitung, Papier und Gartenabfälle eine Energiequelle
erster Güte: Aus ihnen kann das kostbare Biogas
gewonnen werden.
Nicht
nur dort, wo subtropisches und tropisches Klima sowie fehlende
Ressourcen eine technologisierte Abfallverwertung erschweren oder
unmöglich machen, lautet der Vorschlag für das
Projekt „EL PAN ALEGRE / DAS FRÖHLICHE
BROT“, die Energiequelle Biogas direkt am Ort ihrer
Entstehung anzuzapfen und sie einem lokalen Energieverbraucher
zuzuführen – z.B. dem Ofen der
Stadtteil-bäckerei.
Und so sieht das ideale Ergebnis der
Projektarbeit aus:
Wenn in einem Pilot-Wohnbezirk der Kreislauf in Gang gekommen ist,
trennen in den Haushalten die Familienmitglieder, in den Schul-,
Universitäts- und Firmenkantinen die
KüchenmitarbeiterInnen und auf dem Markt die
VerkäuferInnen die organischen von den übrigen
Abfällen. Die organischen Abfälle werden
täglich von geschulten Transportfachleuten eingesammelt und
einer lokalen Biogasanlage zugeführt, wo spezialisierte
TechnikerInnen ihre fachgerechte Aufbereitung garantieren und
über direkte Gasleitungen den Ofen der lokalen
Bäckerei mit Biogas versorgen. Der bei
diesem Prozess sozusagen nebenbei abfallende hochwertige organische
Rückstand (Gärrest) ist idealer Ausgangsstoff
für die Herstellung der langlebigen,
äußerst fruchtbaren Schwarzerde Terra
Preta. Sie
wiederum kommt der (örtlichen) Landwirtschaft zugute.
Amaranth
Und
„EL PAN ALEGRE“ hat noch ein Ziel: die mit der
erneuerbaren Energiequelle Biogas hergestellten Produkte mit hoch
nährstoffhaltigem Amaranth (s. Abb. 2)
anreichern. Die Körner dieser
außergewöhnlichen Pflanze, als eine der
ältesten Nutzpflanzen der Menschheit über die ganze
Welt verteilt, haben enorme Qualitäten. 1975 von der
US-National Academy of Sciences als bestes pflanzliches Nahrungsmittel
für den Menschen wiederentdeckt und hervorgehoben, ist
Amaranth auch ausdrücklich zur Bekämpfung des
Welthungers empfohlen und fliegt bei der NASA seit 1985 als Controlled
Ecological Life Support System regelmäßig
mit in den Weltraum. Zudem besitzt er die Fähigkeit, auch auf
trockenen und salzhaltigen Böden zu gedeihen und diese
Böden dann auch für andere Kulturen (wieder)
fruchtbar zu machen. Damit ist die Pflanze in der Lage, gezielt der
zunehmenden Versandung von Böden in einem immer breiter
werdenden Gürtel entlang des Äquators
entgegenzuwirken.
Lokaler Kreislauf auch beim
Austausch Wertstoff gegen Wertmarken
Sinnvollerweise fließen in das Kreislaufkonzept von
„EL PAN ALEGRE“ (s. Abb. 1) auch die positiven
Erfahrungen der Stadtverwaltung in der brasilianischen Millionenstadt Curitiba
ein. Um der stetig anwachsenden Müllberge in den Randbezirken
Herrin zu werden, entwickelte sie vor über zwanzig Jahren ein
äußerst erfolgreiches System
(„Müll ist kein Müll“), in dem
das getrennte Sammeln und Abliefern von recyclebaren Wertstoffen mit
Gutscheinen für den öffentlichen Nahverkehr, Saatgut,
Bücher, Schulhefte und Bleistifte oder Essen entgolten wird.
„EL PAN ALEGRE“ setzt überall dort, wo im
Kreislauf Wertstoffe bzw. Produkte die BesitzerInnen wechseln, die
(Tausch-)Währung „BROTGROSCHEN“ ein.
Nachhaltige Bewusstseinsarbeit
In allen Projektteilbereichen von „EL
PAN ALEGRE“ werden insbesondere die Kinder des
Pilot-Wohnbezirks als die hauptsächlichen zukünftigen
NutznießerInnen mit einbezogen, so dass sie das
Ineinandergreifen bzw. Vernetzen verschiedener Kreisläufe mit
eigenen Händen lernen können. Sie säen,
betreuen und ernten die Pflanzen, aus deren Körnern
später das Mehl gewonnen wird, mit dem sie ihr Brot
anreichern, das essentiellste menschliche Lebensmittel. Und sie tragen
mit dazu bei, die zum Backen notwendige Energie zu produzieren, indem
sie ein Verständnis für den Stoffkreislauf
organischer Materie entwickeln. Ihr Bewusstsein wird gestärkt,
direkt Einfluss auf ihre Lebensbedingungen nehmen zu können.
Zum Projektträger
Die gezielt geschlechterdemokratische Projektorganisation liegt in den
Händen des gemeinnützigen Vereins En Buenas Manos e.V.
in Zusammenarbeit mit einem breit gefächerten Netzwerk von
Fachleuten. Der Verein ist Mitglied von EUROSOLAR
e.V., Berlin
21 e.V. und der FnBB e.V.
(Fördergesellschaft nachhaltige Biogas- und
Bioenergie-Nutzung) sowie der deutschlandweiten Initiative Regionaler Aufbruch.
En Buenas Manos e.V. ist seit 2010 Kooperationspartner des FEZ-Berlin
(Europas größtes gemeinnütziges Freizeit-,
Bildungs- und Erholungszentrum für Kinder, Jugendliche und
Familien) und führt dort Workshops für Schulklassen
durch, die die Vorbereitungen zum Bau einer Modellbäckerei
nach dem Kreislaufkonzept von „EL PAN ALEGRE“
begleiten. Zudem unterstützt der Verein den Amaranthanbau und
die Entwicklung eines lokalen Biogas-Modellkreislaufs in Kuba und
anderen Ländern Lateinamerikas.
30.09.2011,
Madeleine Porr
(Geschäftsführerin En Buenas Manos e.V. und
Projektleiterin „El Pan Alegre“)
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